Gemeinsame Pressemitteilung von NABU Baden-Württemberg und Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
11.3.2025
15 neue „Natur nah dran“-Kommunen ausgewählt: Neue Lebensräume für Schmetterlinge und Wildbienen
Kommunen legen mit NABU und Land artenreiche Blühflächen an – jeweils bis zu 15.000 Euro Förderung
Stuttgart – Wildbienen-Glück im ganzen Land: 15 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg können in diesem Jahr an „Natur nah dran“ teilnehmen und ihre innerörtlichen Grünflächen naturnah umgestalten. Aus eintönigen Rasen- oder Bodendecker-Flächen werden lebendige Blumenwiesen und bunte Staudenflächen. Ergänzend kommen Elemente wie Sandlinsen und Totholzhaufen hinzu. Diese Biotope bieten vielen Tieren, wie Wildbienen und Schmetterlingen, Lebensraum. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und der NABU Baden-Württemberg unterstützen mit dem Kooperationsprojekt „Natur nah dran“ die ausgewählten Kommunen mit jeweils bis zu 15.000 Euro. Die Mitarbeitenden der kommunalen Bauhöfe und Gärtnereien werden geschult und vor Ort beraten, damit sie langfristig die Flächen pflegen und weitere anlegen können.
Über zehn Prozent der Kommunen im Ländle setzen mit „Natur nah dran“ auf naturnahes Grün
Seit 2016 wurden bei „Natur nah dran“ über zehn Prozent aller Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg gefördert. Die Bewerbungen überzeugten auch in diesem Jahr durch Fachkenntnis und Engagement. So wollen einige Kommunen mehrere tausend Quadratmeter artenreich umgestalten, für andere soll es der Startschuss für ein naturnäheres Gesamtkonzept sein und fast alle Kommunen werden die Bürgerschaft aktiv einbeziehen. Für die kommende Förderrunde hat die Jury aus Umweltministerium, NABU, Städtetag und Gemeindetag Baden-Württemberg folgende Kommunen ausgewählt: Bergatreute, Biberach, Ellwangen, Ettlingen, Fronreute, Hambrücken, Heiligenberg, Hüfingen, Hüttisheim, Mulfingen, Mutlangen, Neuhausen auf den Fildern, Neuhausen im Enzkreis, Offenburg und Plankstadt.
„Auch in Zeiten politischer Umbrüche dürfen unsere Bemühungen und das gesellschaftliche Engagement für den Erhalt der Artenvielfalt nicht nachlassen. Deshalb freue ich mich, dass so viele Kommunen im Land Verantwortung übernehmen und einen neuen Lebensraum etwa für Insekten schaffen“, sagt Umweltministerin Thekla Walker. „‘Natur nah dran‘ leistet einen wichtigen Beitrag, Grünflächen in unseren Gemeinden und Städten widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels zu machen und damit die Rückzugsräume und Nahrung von vielen Insekten zu sichern.“
Dabei spielen Wildpflanzen eine wichtige Rolle, denn sie kommen mit Trockenheit und Hitze besser zurecht und brauchen meist keine künstliche Bewässerung. Im Gegensatz zu gezüchteten Sorten haben Wildpflanzen häufig tiefere Wurzeln, mit denen sie das Grundwasser anzapfen können. So blühen sie oft auch noch nach längerer Hitze und Trockenheit, wenn zum Beispiel Rasenflächen längst vertrocknet sind. Und selbst wenn eine naturnahe, artenreiche Fläche doch einmal vertrocknet, regeneriert sie sich spätestens im nächsten Jahr wieder aus den Samen im Boden.
„Es ist jetzt dringender denn je, dem Artensterben entgegenzuwirken. Denn hier geht es um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Wichtige Bestäuber wie Insekten finden kaum noch Nahrung und Kinderstuben. Die Kommunen, die mit ‚Natur nah dran‘ vor Ort naturnahe Wiesen und Säume mit Wildpflanzen anlegen, gehen mit gutem Beispiel voran. Jede noch so kleine Fläche, jede Blüte voller Pollen und Nektar zählt für Arten wie Blattschneiderbiene oder Schwalbenschwanz“, appelliert Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg. „Wir gratulieren den neuen Kommunen und freuen uns auf die gemeinsame Umsetzung. Alle, die in der aktuellen Runde nicht zum Zuge gekommen sind, laden wir ein, es im Herbst wieder zu versuchen.“
Innerörtliche Biotope, die zum Nachmachen anregen
Steffen Jäger, Präsident des baden-württembergischen Gemeindetags, hebt die Vorbildfunktion des Projekts hervor: „Gerade kreisangehörige Städte und Gemeinden können von der Förderung profitieren. Durch die Unterstützung erwerben die Mitarbeitenden neues Fachwissen und können weitere Flächen in Eigenregie umgestalten. Zudem dienen erfolgreich gepflegte Wildpflanzen-Flächen als Inspiration für die Bürgerschaft und deren private Gartengestaltung. Besonders wenn die Gemeinden Bildungseinrichtungen bei der Anlage und Pflege einbeziehen, wird Biodiversität für Kinder und Jugendliche vor Ort erlebbar.“
Dr. Frank Mentrup, Präsident des baden-württembergischen Städtetags, ist überzeugt vom Mehrwert, den naturnahe Flächen mit sich bringen: „In Städten gibt es oft eine verblüffend große Artenvielfalt, weil viele verschiedene Lebensräume auf kleinem Raum verfügbar sind. Es ist toll, dass ‚Natur nah dran‘ die Kommunen in ganz Baden-Württemberg dabei unterstützt, noch mehr Refugien für Insekten und andere Tiere zu schaffen. Davon profitieren auch die Menschen in der Stadt, wenn sie die Natur vor der eigenen Haustür erleben können.“
Hintergrund:
Das Kooperationsprojekt „Natur nah dran“ von NABU und Land wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten. Von 2022 bis 2027 werden jährlich 15 Städte und Gemeinden gefördert.
Das Projekt startete 2016 und ist in der zweiten Projektstaffel. Insgesamt wurden bereits 121 Kommunen gefördert, über 1.000 Teilnehmende in Workshops geschult und 265.000 Quadratmeter naturnah umgestaltet.
Weitere Informationen: www.naturnahdran.de
Du möchtest das Rebhuhn auf Deinen Flächen unterstützen oder Dich generell für mehr Biodiversität in unserer Landschaft einsetzen? Durch geeignete Bewirtschaftung können vielfältige Lebensräume geschaffen werden. Als Grundeigentümerin und Grundeigentümer kannst Du Dich darüber informieren, wie sich in Absprache mit deiner/m Landwirtin und Landwirt mehr Naturschutz auf Ackerflächen, Wiesen und Weiden umsetzen lässt.
Lebensräume für Rebhühner und andere Feldvögel wie Feldlerche oder Grauammer können zum Beispiel durch Ackerbrachen mit Selbstbegrünung geschaffen werden. In selbstbegrünten Ackerbrachen finden die Feldvögel günstige Brutbedingungen und ausreichend Nahrung vor. Und der Clou, sie entstehen fast von alleine. Nach der Ernte wird auf dem Feld keine Ackerkultur neu eingesät und auch keine Blühmischung aktiv ausgebracht. Es findet lediglich ein flacher Bodenumbruch statt. Nun kann wachsen, was als Samen ganz natürlich im Boden liegt und damit typisch für den Standort ist. Die Ackerbrachen werden nicht gedüngt und es erfolgt kein Einsatz von Pestiziden. Sie können auch als Streifen am Feldrand angelegt werden. Es empfiehlt sich die Ackerbrache im zweiten und dritten Jahr einmalig im Herbst zu mähen und im vierten Jahr umzubrechen. So werden unterschiedliche Artengruppen gefördert und die Ausbreitung einzelner dominanter Pflanzenarten verhindert. Viele im Boden befindliche Ackerwildkrautsamen benötigen eine Bodenbearbeitung zur Wachstumsanregung. Hinzu kommt, dass eine Ackerbrache im ersten und zweiten Jahr nach einer Bodenbearbeitung noch nicht so dicht ist. Offene, lichte Stellen werden bevorzugt von Vögeln zur Nahrungssuche genutzt. Auch Wildbienen benötigen unbedeckten Boden für ihre Bruthöhlen. Ein Mähen mit Abtransport im Herbst gibt konkurrenzschwächeren Pflanzenarten die Chance zu keimen und zu wachsen. Ackerbrachen bieten zudem Lebensraum und Überwinterungsmöglichkeit für viele Insektenarten. Je nach Standort entwickeln sich unterschiedliche Kräuter und Gräser. Ackerbrachen sind ein sehr artenreicher Teil unserer Kulturlandschaft. Wir beraten auch gerne über andere Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft. Ob Blühstreifen am Ackerrand oder ein Verzicht auf Pestizide: Immer mehr Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer, Kirchen und Kommunen, vereinbaren Naturschutzmaßnahmen in ihren Pachtverträgen. Welche Vorteile bietet die mehrgliedrige Fruchtfolge? Wie wird eine naturschonende Wiesenmahd durchgeführt?
Was macht einen Lichtacker aus? Je nach Standort kommen unterschiedliche Naturschutzmaßnahmen in Frage. Dabei gehen wir insbesondere darauf ein, wem die Maßnahmen nützen: Feldvögel, Feldhasen, Insekten oder Ackerwildkräuter profitieren von bestimmten Maßnahmen besonders. Dies gilt auch für den Schutz von Böden und Gewässern.
Melde dich gerne unter info@nabu-neuhausen.de
Für unsere NABU-Gruppe suchen wir im Raum Neuhausen, Schellbronn, Hamberg oder Steinegg eine Streuobstwiese zur Pacht oder zum Kauf.
Weil Natur unser Zuhause ist – und das seit über 3 Jahren engagieren wir uns vom
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Vom Erhalt bedrohter Lebensräume und Arten bis zum Umweltschutz reicht dabei die Palette unserer Aktivitäten. Auf www.nabu-neuhausen.de oder mit dem QR-Code erhältst Du Infos über aktuelle Termine, geplante Aktionen, aktuelle Projekte und ganz viel zum Thema Naturschutz. Wir sind auch auf Instagram @nabu_neuhausen. Komm zu uns und mach mit – wir vom NABU Neuhausen im Enzkreis freuen uns über weitere engagierte Naturschützende.
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